Der Imker lebt ja bekanntlich immer in der Hoffnung. Der Hoffnung, dass es genug Honig gibt, der Hoffnung, dass es keine Verluste gibt, hoffen auf wenig Varroa, hoffen auf viel Sonne, und so weiter, und so fort.
Analog dem Sprichwort „Kinder sind wie Pfannkuchen: Die ersten werden nix.„, so hat auch der Imker unter seinen Ablegern immer einen, der nicht so recht will und sehr viel Hoffnung benötigt.
So auch bei Imker Simpl. Er hat einen rechten Mickerling am Stand.
Vom Ableger zum Mickerling – Ein Drama in 4 Akten
Angefangen hat der Mickerling als hoffnungsvoller Ableger.
Ein netter Imker hatte ihn im Sommer für kleines Geld angeboten. Also wurde beim Versandhandel des Vertrauens weitere Behausung bestellt und der Ableger als # 03 auf den Friedhof verfrachtet. Da beim netten Imker dann nur noch ein einsamer Ableger rumstand, wurde der auch gleich mitgenommen und unter der laufenden Nummer 04 kurz darauf ebenfalls aufgestellt.
Auf dem ersten Bild seht ihr #03 im Sonnenlicht stehen. Aus ihm wird dann später der Mickerling werden. Sehr zu des Imkers Verdruss.

Der zweite Ableger kommt also ein paar Tage später und wird im Dämmerlicht auf dem Friedhof positioniert (etwas spooky, kann ich euch sagen!):
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Die Beuten # 01, 02, 03 und 04 (v.l.n.r.)
Helikopter-Imker
So weit, so gut, stehen die Ableger nun an Ort und Stelle.
Alles könnte jetzt bis zur zweiten Säurebehandlung im Spätsommer seinen ruhigen Gang gehen.
Aber wie formuliert Frau Dr. Aumeier so schön?: „Der neugierige Imker ist der Tod des Ablegers“. Das ist Imkerlyrik in Reinkultur. Lichtgestalt Aumeier, von vielen auch gerne als „Galadriel des deutschen Imkerbundes“ tituliert, hat da wohl recht:
Der Neuzugang wurde beguckt und gehegt und gepflegt. Genug Mittelwände oder zu wenig? Genug Futter oder zu wenig? Typisch Helikopter-Imker eben. Und wie bei der Kindererziehung auch: Nur ein klitzekleines Zuviel-des-Guten und man erntet eine Trotzreaktion mit bösen Überraschungen:
Katastrophe
Die böse Überraschung war schon von außen direkt zu erkennen. Das undankbare Pack sitzt nicht mehr in der neuen Behausung, sondern darunter! Und zwar fast vollzählig!
Nun ist der Schreck groß!
Ein Blick in die Kiste bestätigt die Befürchtung: Leer. Die leeren Zargen abgeräumt zeigt sich die Vollversammlung:
Vermutlich ist irgendwie die Königin aus der Kiste raus und unter die Beute geklettert. Ihr tapferes Volk natürlich direkt hinterher.
Trotz intensiver Suche konnte sie aber leider in dem wuselnden Pulk nicht entdeckt werden. In der Hoffnung, sie durch Zufall zu erwischen, ist dann die größte Menge der Bewohner mit einer Kehrschaufel wieder in die Kiste befördert worden. Mangels Masse dann aber auf eine Zarge reduziert.
Der Mickerling
Seitdem ist der ehemalige Ableger ein Mickerling. Er ist nicht als Drohnenbrütig zu erkennen, leider war aber gar keine Brut mehr zu finden. Er ist vermutlich weisellos, also ohne Königin.
Aber auch die ungeratenen Kinder wachsen einem ans Herz und so ist es aufgrund der für Anfänger typischen Weichherzigkeit bisher nicht gelungen, das Restvolk einem der verbliebenen dreien zuzuschlagen.
Als typisches Sorgenkind macht er natürlich bis dahin nichts als Ärger: Frisst schlecht und wiegt zu wenig, so dass aktuell sogar schon nachgefüttert wurde. Immerhin konnte so das „Füttern von unten“ geübt werden. Doc Liebig zeigt in diesem Video, wie es gemacht wird:
Die benötigten Grillpfannen habe ich bei Amazon gefunden. Durch die maximale Höhe von 2,5 cm im Unterboden war die Auswahl sehr begrenzt. Der Teller nimmt ca. 700 ml Sirup auf:
Mit 25 Stück hat man auch einen Vorrat, den man wohl hoffentlich nicht brauchen wird.
Ausblick
Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wird der Mickerling auf Brutaktivität geprüft. Sollte er drohnenbrütig sein, wird er weitab vom Stand ausgeleert; alles was fliegen kann, wird sich in den anderen Völkern einbetteln, das fette Drohnenmütterchen nicht…
Aber wer weiß? Vielleicht findet sich ja auch normale Brut und der Mickerling bekommt noch die Chance, sich zu einem vollwertigen Erwerbsträger zu entwickeln.
Die weitere Entwicklung wird berichtet werden!

heideblitz!
Ich hoffe das Ganze nimmt ein gutes Ende.
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Ich hoffe es wirklich auch. Ich werde auf jeden Fall berichten!
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