Da ist es schon November und nicht nur das Bienenjahr ist definitiv bald zu Ende. Was hat der fleißige Imker noch so gemacht? Nix, bzw. fast nix mehr. Für die Bienen findet das Jahr aber traditionell ein unschönes Ende: Ihre Behausung wird vom Imker für zwei Wochen vergast. Das ist für die Bienen nicht schön, macht dem Imker Sorgen, aber wenig Arbeit.
Ich geb Gas, ich will Spaß!
Naja, von Spaß kann hier nicht wirklich die Rede sein. Zugegeben, bei der jetzt gerittenen Attacke gegen die verhasste Varroa-Milbe gehen einem schon Begriffe wie „Ausrottung“, „Vernichtung“ und „Tötungsrate“ mit glänzenden Augen genüsslich durch den Kopf.
Aber -leider- von milbenfrei kann keine Rede sein. Also jedes Jahr zur gleichen Zeit:
Gas!
Das Gas führt bei der doofen Milbe zu Atemhemmung und Übersäuerung: Exitus.
Der Biene schmeckt das Gas auch nicht, steckt es aber besser weg. Gesetzt den Fall, der Imker macht hier neben dem Gas nicht auch noch Mist: „Viel hilft viel“ ist nicht der richtige Ansatz. Sonst sind die Bienen direkt Teil des allgemein beschworenen Bienensterbens.
Betroffenheitsfanatikern und Gutmenschen wird ja immer ganz wohlig ums Herz, wenn sie sich über das BIENENSTERBEN verbreiten dürfen. Dann wird gerne Einstein falsch zitiert, die Menschheit dem Untergang geweiht und über die böse Landwirtschaft geschimpft. Die, als verantwortlich für Monokulturen und Pestizideinsatz, generalverdächtig und somit neben dem Klimawandel, Massentierhaltung und Umweltverschmutzung eben auch für das Bienensterben zuständig ist. Das weiß man, spätestens seit More than Honey auf ARTE & Co…..
Der erfahrene Imker aber weiß, dass der Hauptgrund für das Bienensterben in der Regel direkt hinter der Beute steht…..
Was aber -neben dem Imker- den Bienen tatsächlich zu schaffen macht, ist die besagte (und verflixte) Varroamilbe: Weltweit verbreitet, plagt sie die Bienen und sorgt durch ihr Wirken für Erkrankung und Völkertod. Handlung tut also not. Eben in Form der Säurebehandlung.

Unschön
Die Varroabehandlung mit der Säure ist unschön. Man merkt deutlich, wie sehr die Tiere gestresst sind, vor allem auch durch die Länge der Anwendung, die um diese Jahreszeit gerne schon einmal 14 Tage dauert.
Noch mal für die Nicht-Imker: Die Varroa-Milbe ist ein Parasit, der Bienen und Bienenbrut befällt und an ihnen rumsaugt. Dadurch werden die Bienen geschwächt / geschädigt. So haben Viren leichtes Spiel und die Bienen erkranken. Als Größenvergleich: Wenn man sich ein blutsaugendes Kaninchen an den Hals setzen würde, hätte man einen ganz guten Eindruck davon, was eine Biene so mitmacht…

Ohne Gegenmaßnahmen würde ein Bienenvolk ribbeldiekatz zusammenbrechen.
Die Imkerschaft ist sich einig, dass die Säurebehandlung ganz großer Mist ist, es aber aktuell keine Alternative dazu gibt. Man braucht selber nur einmal an dem Gas zu schnuppern, dann weiß man, dass man damit nicht in einem Raum sein will! (Wobei: Das gilt wohl für die meisten Vergasungen….)
Gas
Der Vorgang der Vergasung an sich ist profan: Ameisensäure wird aus einer Flasche über eine Art Löschpapier im Stock zur Verdunstung gebracht. Sinnigerweise bereitet man die Sachen heimisch vor, anstatt vor Ort mit der Säure rumzufuchteln:

Die Bienen versuchen, Abstand zu den Ausgasungen zu bekommen.
Gelingt oben natürlich nur solange, wie kein Deckel drauf ist:
Ist der Deckel drauf, geht es erst mal in Mengen zur Tür raus:
Letztlich, spätestens wenn es dunkel und kühl wird, müssen aber alle wieder rein in die gute Stube und sich dem Gas aussetzten. Und dadurch dann dem allergrößten Teil der vorhandenen Milben den Garaus zu machen.
Und sonst so?
Und sonst ist nicht mehr so viel zu tun. Zwar wird später im Jahr nochmals mit einer Säure behandelt, das ist es aber im groben schon.
Man könnte ein bisschen das Materiallager aufräumen und schon mal überlegen, was man für die kommende Saison an Zeug bestellen muss.
Ansonsten lebt der Imker, wie gesagt, ja immer in der Hoffnung: Der Hoffnung, dass die Bienen genug Futter für den Winter haben, der Hoffnung, dass sie wenig Milben haben, der Hoffnung, dass sie gut durch den Winter kommen und im Frühjahr fleißigst an den Start gehen.
Hätte es in München nicht schon einer notiert, ich hätte es mir glatt übers Bett gemeißelt:
heideblitz!